Li Zhaoping hat kürzlich eine Professur für ComputationalNeuroscience an der UniversitätTübingen angetreten. Sie wird auch am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetikforschen, wo sie als Fellow tätig ist. Li ZhaopingsForschungsschwerpunkt liegt auf dem Sinnessystem. Sie hat mit derEntwicklung einer bahnbrechenden Theorie über visuelleAufmerksamkeit international Bekanntheit erreicht. Sie untersucht,wie das Gehirn Sinnesinformation aufnimmt und wie Eindrücke undGerüche verarbeitet werden, um Entscheidungen zu treffen. Sieverwendet theoretische und experimentelle Methoden, einschließlichder Informationstheorie, nichtlineare Dynamik, menschlichePsychophysik, funktionelle Magnetresonanztomographie undElektrophysiologie, um die Vorgänge im Gehirn zu verstehen.
Li Zhaoping studierte Physik in Shanghai und promovierte amCalifornia Institute of Technology. Nach Forschungsaufenthalten inden USA und Hongkong war sie Mitbegründerin des GatsbyComputational Neuroscience Unit in London.
3 Fragen an Li Zhaoping
Warum haben Sie sich für den Forschungsstandort Tübingenentschieden, um Ihre Forschung voranzutreiben?
Tübingen hat einen exzellenten Ruf als Universitätsstadt mitjahrhundertelanger Wissenschaftstradition. Daher ist es wundervoll,Teil dieser Gemeinschaft zu sein. In meinem Fachgebiet, denNeurowissenschaften und der Hirnforschung sind sowohl die Universität Tübingen als auch das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik sehrforschungsstark. Meine Forschung hierher zu verlagern ist dahersehr attraktiv für mich.
Wie wirkt sich die Zusammenarbeit der verschiedenenForschungseinrichtungen in der Stadt auf IhremForschungsschwerpunkt aus?
Mein Forschungsgebiet ist naturgemäß interdisziplinär. Um zuverstehen, wie das Gehirn funktioniert, braucht man sowohltheoretische als auch experimentelle Ansätze: physiologisch undanatomisch untersucht man Neuronen und neuronale Schaltkreise; aufVerhaltensebene untersucht man Wahrnehmung, Erkennen undBewegungskontrolle; auf theoretischer Ebene stellt man Hypothesenund Modelle der Berechnungsprinzipien und Algorithmen auf, um sodie neuronalen Mechanismen im Gehirn zu erklären. Da ich aus derPhysik komme, habe ich meine Forschungsprojekte mit all diesenAnsätzen durchgeführt, meist in Zusammenarbeit mit Kolleginnen undKollegen aus verschiedenen Forschungsdisziplinen und-einrichtungen. Kollaborationen sind forschungstechnisch sehrproduktiv. Darüber hinaus ist es für mich auch wichtig, von derErfahrung und Expertise meiner Kolleginnen und Kollegen zulernen.
Wie sind Ihre bisherigen Eindrücke von Tübingen?
Die Kolleginnen und Kollegen waren so freundlich uns beimEinleben zu unterstützen und es existiert ein tollesGemeinschaftsgefühl. Ich arbeite gerne an der Universität Tübingen und auf dem Max-Planck-Campus. Ich empfinde Tübingen als ruhigerund grüner, als London, wo ich bisher gelebt habe. Allerdings sucheich immer noch nach einem guten chinesischen Restaurant, mitShanghaier Küche.